Der Begriff „Seelsorge“ wird sowohl dem allgemeinen Sprachgebrauch nach als auch in der Fachwelt mit ziemlich festen Vorstellungen verbunden. Er wird traditionell in engem Bezug zum Pfarramt verstanden und oft auch damit identifiziert. Weiter gefasst als „Sorge für die Seele“ ermöglicht der Begriff jedoch ein viel weiteres Bedeutungsspektrum, das durchaus auch die Psychotherapie beinhalten kann. Zudem ist auch im Blick auf die konventionelle Seelsorge in den letzten Jahren eine Schwerpunktverschiebung hin zur „Spiritual Care“ zu verzeichnen. Der Artikel beleuchtet vor dem Hintergrund des geschichtlichen Werdegangs der Seelsorge und bei besonderer Berücksichtigung der Impulse zu ihrer Erneuerung, die im 19. Jahrhundert von Johann Hinrich Wichern ausgegangen sind, die Chancen und Erfordernisse der Konzeptionierung einer Seelsorge, die nicht mehr durch ihre klerikalen Altlasten eingeschränkt ist.