Wir kommen nicht mehr zurecht mit dem traditionellen Verständnis des Schöpfungsauftrags, „uns die Erde untertan zu machen“ und über die Tierwelt zu herrschen. Was nur als Kultivierungsauftrag Sinn haben kann, hat sich zugunsten der Habgier in verantwortungsloses Peinigen und Zerstören pervertiert. Wir brauchen als Menschen so dringend wie noch nie eine neue Bescheidenheit unseres Selbstverständnisses im Verhältnis zur animalischen Umwelt. Wir sind nicht die Herren der Natur, wir sind ein Teil davon. Unsere spezifisch menschliche Fähigkeit zur Selbstreflexion verpflichtet uns aber, verantwortlich Sorge für eine Zukunft der Natur zu tragen, die den Bedürfnissen der Arten gerecht wird. Das Grundprinzip dafür ist nicht die Durchsetzung des Stärkeren, sondern der Schutz des Schwachen und Kooperation. Unser Schöpfungsauftrag erfüllt sich im Dienst.

Zunehmend zeigt sich in der Tierarztpraxis, wie eng die Leidenserfahrungen von Haustieren mit den psychoszialen Problemen ihrer Besitzer verflochten sind und welche Bedeutung sie für das menschliche Beziehungssystem haben können, dem sie angehören. Eine enscheidende Rolle dabei spielt die Empathiefähigkeit der Haustiere. Indem sie sich auf das emotionale Befinden ihres menschlichen Umfelds einstellen, können sie tragende Rollen in den Beziehungssystemen einnehmen und sie darin auch stabilisierend beeinflussen. Das veranschaulicht die Tierärztin Dr. med. vet. Christel Henniger an Fallbeispielen aus ihrer Praxis.

Franz von Assisi gilt seit jeher als ein besonderer Heiliger. Seine große Naturverbundenheit kennzeichnet ihn. Die Anekdoten aus seinem Leben wirken friedlich und liebenswürdig und wer immer wieder mal ein wenig davon nippt, hat behaglich romantische Gefühle. Wir werden ihn heute wohl etwas anders lesen müssen: als Vorbild eines christlichen Glaubens, der die mitmenschlichen Mitgeschöpfe und ihre Not viel ernster nimmt als es üblich war und ist im Christentum. Andreas Vogt stellt uns den Tier- und Menschenseelsorger Franziskus vor und zieht bedenkenswerte Verbindungslinien zur gegenwärtigen Lage.