Abstracts
CURA ANIMARUM (2016) 2/1

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Corinna Dahlgrün

„Du kommst unserm Tun mit deiner Gnade zuvor“
Glaube und Rechtfertigung im Geschehen von Geistlicher Beratung

Mit drei theologischen und drei anthropologischen Prämissen wird geistliche Begleitung und Beratung als Weg des persönlichen Erschließens der lebensprägenden Inhalte begründet, die sich hinter den theologischen Begriffen „Gnade“, „Rechtfertigung“ und „Heiligung“ verbergen. Die anthropologische Begründung ergänzt die theologische notwendig, weil dem Einzelnen die tatsächliche Lebensrelevanz jener Begriffe nur dort aufgehen kann, wo er sich ernsthaft um gelingendes Leben bemüht und sich dabei seiner Grenzen bewusst wird. Geistliche Begleitung und Beratung achtet unter Berücksichtigung gegenwärtiger Narrative darauf, dass theologisch verstandener Glaubensvollzug und anthropologisch verstandener Lebensvollzug zu einer Übereinstimmung erlangen, die sich gleichermaßen in heilsamem und befreiendem Glauben und Leben zeitigt. Anhand eines Fallbeispiels, das für viele andere steht, wird in einem zweiten Teilbeitrag der lange und herausfordernde Weg einer geistlichen Begleitung reflektiert, die aus der tiefen Einprägung eines lebensfeindlichen Gottesbildes in die Freude genuin reformatorischen Glaubens führt.


Hans-Arved Willberg

Von Marta zu Maria
Zur Rezeption kognitiv verhaltenstherapeutischer Achtsamkeitskonzepte in christlicher Seelsorge und Lebensberatung

Gesunde Meditation ist ein prozesshafter Wechsel vom Daseinsmodus des Habens zu dem des Seins. Im Vollzug der meditativen Übung vertiefen sich Wahrnehmung und Urteil durch die Aktivierung der unbewussten und vorbewussten „Bildschicht“. Die daraus hervorgehenden Imaginationen werden als sinngeladene intuitive Inspirationen erlebt: Ideale und Visionen. Dadurch geklärte intrinsische Zielbestimmungen bewirken Freiheit, weil äußere Abhängigkeiten zu ihren Gunsten an Wichtigkeit verlieren. Die in diesem Sinne hohe therapeutische Bedeutung imaginativer Vorstellungen wurde schon früh in der Kognitiven Verhaltenstherapie erkannt und operationalisiert und mit besonderem Nachdruck bei stringenter neuropsychologischer Begründung wird sie in den KVT-Therapien der „Dritten Welle“ unter dem Gesichtspunkt buddhistisch geprägter Achtsamkeitsübungen fokussiert. Diese weisen nicht nur in der Form, wie sie dort eingesetzt werden, eine hohe Übereinstimmung mit Meditationsweisen aus der christlichen Tradition auf, sondern auch im gemeinsamen Ziel des Wechsels jener Daseinsmodi. Es scheint darum sinnvoll zu sein, analoge Konzepte christlicher Achtsamkeitstrainings mit therapeutischer Ausrichtung zu entwickeln.